Aus einem Artikel der „Lengericher Zeitung“ vom 2. Juli 1929:
Das große Schützentreffen in Ringel – Feier des 25-jährigen Bestehens des Schützenvereins Ringel
„Der Höhepunkt der sommerlichen Veranstaltungen im ländlichen Lengerich
in diesem Jahre bildete zweifellos die 25-Jahrfeier des Ringeler Schützenvereins am Sonntag. Bei dem wundervollen Sommerwetter war die Beteiligung über alles Erwarten zahlreich. Nicht weniger als 21 Brudervereine trafen zu Fuß oder per Auto ein, um die Ringeler Schützen zu beglückwünschen und mit ihnen ein paar Stunden fröhlich zu sein. Aus allen vier Himmelsrichtungen rückten die Schützen an, herzlich empfangen von den Ringeler Schützenbrüdern. Was dem Fest eine besondere Note verlieh, war neben dem idealen Wetter der wunderhübsche Festplatz bei Herrn Gastwirt Hilgemann.
Um 3 Uhr schallt die markige Stimme des Obersten des festgebenden Vereins, Herrn Huckriede, über den weiten Platz. Schmetternde Marschmusik fällt ein – der imposante Festzug setzt sich in Bewegung. Voraus die Herren Offiziere auf ihren schönen Pferden. Die Wagen mit den Veteranen und den Ehrengästen folgen. Die schier unübersehbare Reihe der Schützen schließt sich an. Unter den 21 Bannern, die lustig im Winde wehen, fällt besonders die schlichte, altehrwürdige Fahne des Lengericher Bürgerschützenvereins auf. Der Marsch ging durch die landschaftlich reizvolle Bauerschaft zum Schulplatz der Ringeler Schule. Viele Ehrenbogen zeigen die Anteilnahme der Mitbürgerschaft.
Als erster Redner besteigt der 1. Vorsitzende des Ringeler Schützenvereins, Herr Peters, das Podium. Mit herzlichen Worten heißt er alle Gäste von nah und fern willkommen und begrüßt insbesondere die alten Führer des Vereins und den Vertreter der Heimatpresse. Er erblicke, so schloß er seine Worte, in dem so überaus starken Besuch des Festes ein Zeichen alter Schützentreue, die stets dem deutschen Volke Ruhm und Ehre war.
Die eigentliche Festrede hielt Herr Gutsbesitzer Franz von Harlessem-Ringel. Er erinnerte einleitend an die Zeit vor 22 Jahren, wo er als junger Mann die Ehre gehabt habe, von gleicher Stelle aus die Festrede zur Fahnenweihe des Ringeler Schützenvereins zu halten. (…) Schütze sein heißt treu sein, treu der Scholle, treu der Heimat, treu dem Vaterland. Das ist ja Sinn und Zweck unserer Schützenvereine: mit allen Fasern des Herzens daran mitzuarbeiten, dass der Geist der Treue im Vaterland walte und Treue die Herzen regiert. (…) Wir wollen frei sein wie die Väter waren, diese Freiheit aber können wir nur wieder erringen, wenn wir unserem Vaterland die Treue wahren. Einig und treu, Kampf allem Lug und Trug, das ist deutsche Schützenart. Der Redner schloß mit einem Hoch auf das deutsche Vaterland.
Die mit weithin schallender Stimme gesprochenen Worte verfehlten ihren Eindruck nicht. Als das Deutschlandlied verklungen war und Herr Peters dem Herrn v. Harlessem für seine Rede gedankt, betrat Frl. Peters die Tribüne und heftete im Namen der Damen des Ringeler Vereins ein kunstvoll gesticktes Fahnenband an das Vereinsbanner. (…) Nach dem Festakt ging der Marsch zurück zu den Hilgemannschen Anlagen. Der Wirt hatte in umsichtiger Weise für genügend Sitzplätze gesorgt. Die gute Bewirtung wurde allseitig anerkannt. Lob verdienten auch die Konzertdarbietungen der Dahlhoffschen Kapelle. Das Hauptinteresse der Schützen konzentrierte sich jedoch zunächst auf das Ehrenpreisschießen, zu dem jeder Verein drei Schützen abordnete. (..)Lange noch saßen die Schützen mit ihren Familien unter den schattenspendenden Bäumen in traulicher Unterhaltung beieinander, hier und da wurde ein solider Dreimännerskat angelegt, es war das altgewohnte Bild deutscher Gemütlichkeit. Vor dem Eintreten der Dunkelheit rückten die fremden Vereine teilweise wieder ab, während in den luftigen Tanzzelten der besonders von der Jugend ersehnte Ball in seine Rechte trat. Das gut vorbereitete Fest verlief in schönster Eintracht und Harmonie. Der Ringeler Schützenverein kann mit freudiger Genugtuung auf die Jubiläumsfeier zurückblicken.
Der zweite Festtag war dem eigentlichen Vereinsschützenfest vorbehalten. Alt und Jung waren waren frisch und munter am frühen Morgen wieder zur Stelle. In so stattlicher Anzahl ist das Ringeler Schützenkorps wohl noch nie hinausgezogen in die Bauerschaft. Nach Einholung der alten Majestät begann das Königsschießen, aus dem als Sieger Herr Heinrich Rehorst hervorging. Mit großem Jubel wurde er als Jubiläumskönig begrüßt. Zur Königin erwählte sich die Schützenmajestät Frl. Emma Hunsche. Zweitbester Schütze wurde Herr August Beineke, drittbester Herr Willi Tiemann. Den Dienst als Ehrendamen versehen mit Anmut die Damen Wilhelmine Tiemann und Johanne Beinecke. Am Nachmittag fanden sich Jung und Alt, Arm und Reich einträglich zusammen, Alle sozialen Gegensätze waren wie weggewischt. .Selten sahen wir solch einiges Völkchen wie die Ringeler beisammen. Und nie hatte man im schönen Ringel, das war die bombenfeste Ansicht aller Teilnehmer, solch schönes Fest gefeiert. Der Ringeler Schützenverein nimmt es wahrlich ernst mit den Dichterworten „Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern…“
Und darauf darf er stolz sein.“
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