Schützenverein Ringel 1904 e. V.


Das 75-jährige Jubiläum im Jahre 1979

 

Um einen Überblick über die Feierlichkeiten zum 75-jährigen Jubiläum zu bekommen, soll zunächst auf die damalige „Festfolge“ verwiesen werden:

 

Festfolge des Jubiläumsschützesfestes 1979

 

Samstag, d. 18.8.1979

Antreten des Vereins

Gedenkfeier am Ehrenmal

Ausholen der Vorjahresmajestät

Königsschießen

Proklamation der Jubiläumsmajestät 1979

Festball

 

Samstag, 25.8.1979

Antreten des Vereins

Marsch zur Jubiläumsmajestät

Eröffnung der Ausstellung

„Die Landwirtschaft im Wandel der Zeit“

(Eröffnung d. Frhr. Heereman)

Großer Festball mit der Big Band des Luftwaffenmusikkorps 3, Münster

 

Sonntag, 19.8.1979

Kinderschützenfest

Antreten des Vereins

Proklamation des Kinderschützenkönigs

Ehrung langjähriger und verdienter Mitglieder

Gemütliches Beisammensein/Tanz

 

Sonntag, 26.8.1979

Antreten des Vereins

Empfang der Gastvereine

Grußwort des Bürgermeisters Bruno Karner

Fahnenweihe durch Pfr. Stegemeyer

Festrede von Minister a.D. Diether Deneke

Umzug

Tanz

 

Es wird deutlich, dass das Jubiläumsfest zwei Höhepunkte besaß, nämlich die Ausstellung „Landwirtschaft im Wandel der Zeit“ am 25.8.1979 (Eröffnung durch Constantin Freiherr Heereman von Zuydtwyck) und die eigentliche Jubiläumsveranstaltung mit dem Besuch der Gastvereine und der Fahnenweihe am 26.8.1979 (Festrede von Minister a. D. Dr. Diether Deneke).

Am 27.8.1979 titeln die Westfälischen Nachrichten:

 

„Gemeinschaftspflege gegen Auflösungstendenzen“ – Heereman eröffnete Landwirtschaftsausstellung in Ringel Im Folgenden soll auszugsweise aus dem entsprechenden Artikel zitiert werden:

Lengerich (do). Die Gemeinschafts- und Traditionspflege gewinne „in unserer Zeit der Spezialisierung aller Lebensbereiche und der Gefahr des Auseinanderlebens der Menschen“ hohen und letztlich sogar staatspolitischen Rang, „so feierlich das klingen mag“. Dies erklärte DBV und WLV-Präsident Freiherr Heereman am Samstag in Lengerich zur Eröffnung der Ausstellung „Die Landwirtschaft im Wandel der Zeiten“, die der Schützenverein Ringel anlässlich seiner 75-Jahr-Feier veranstaltet. Die Pflege der mitbürgerlichen Gemeinschaft, wie sie in Schützenvereinen geübt werde, sei keine Vereinsmeierei, sondern eine Tugend. Das Wirken der Schützenvereine sei daher auch „mehr als ein oberflächliches Trallala“. Nach Heeremans Worten „werden die Schützenvereine ihrer auch heute über das Festefeiern hinausgehende Aufgabe um so besser gerecht und ihre Zukunft um so mehr festigen, je offener sie für eine vernünftige Synthese zwischen dem Bewahren des Bewährten und dem Aufgeschlossensein für zeitgerechte Entwicklungen - und damit aufgeschlossen auch für junge Menschen sind“. An die Älteren in den Schützenvereinen appellierte der Bauernpräsident, dass sie jungen Menschen auch dann geduldig zuhören sollten, wenn sie mal ungewöhnliche Vorschläge machen. (…)
Zu der Ausstellungseröffnung am Samstagnachmittag hatte sich eine große Besucherschar auf dem Festgelände an der Gaststätte Hilgemann eingefunden. Zur Eröffnung der Ausstellung erhielt der Bauernpräsident vom Kiepenkerl der Landjugend Lengerich einen kräftigen Schluck aus der Steinhägerflasche sowie einen Schinken. Der Vorsitzende des Schützenvereins Ringel, Wilhelm Schröer, bedankte sich für das Erscheinen des Bauernpräsidenten, mit dem man in Ringel einen besonderen Kontakt habe (gemeint sind hier die Kreisreiterfeste beim Waldgasthof Hilgemann). (…) Constantin Freiherr Heereman stellte in seiner Ansprache fest, dass die Eröffnung der Ausstellung „Die Landwirtschaft im Wandel der Zeiten“ und die Teilnahme an der 75-Jahr-Feier des Vereins zu seinen erfreulichsten Tätigkeiten als Bauernpräsident gehören. (…) Eine besondere Betonung erfuhr die sich vom Schützenverein zum Ziel gesetzte Bewahrung der Traditionspflege, des Heimatbewusstseins, der Nachbarschaftstreue und der mitmenschlichen Kontakte. „Um diese Werte haben sie sich in nun 75 Jahren mit Erfolg bemüht, nachdem die Menschen der Bauerschaft Ringel bereits lange Zeit vordem als Schützen gewirkt und gefeiert haben. Das geschah in selbstverständlicher Nachbarschaft, die auch ohne Vereinssatzung funktionierte“, erklärte der Bauernpräsident. Besondere Freude empfand Heereman über die gute Idee, die Ausstellung im Rahmen des Jubelfestes durchzuführen. „Sie werden verstehen, wenn ich sozusagen als ,deutscher Oberbauer’ über die Ausstellung Freude und Genugtuung empfinde, erklärte Heereman In seinen weiteren Ausführungen, in denen er auch den Dank an die mitbeteiligten Landjugendgruppen aus Lengerich, Ladbergen und Lienen nicht unerwähnt ließ, ging der Bauernpräsident auf den Wandel in der Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten ein. Diesen Wandel konnten die Besucher anschaulich in der Ausstellung verfolgen. Die bescheidenen Geräte aus früheren Jahrzehnten gaben Zeugnis davon.
Bei einem Rundgang durch die Ausstellung, an dem neben dem Bauernpräsidenten noch der Schirmherr des Ringeler Jubiläums, Bürgermeister Karner, der Lienener Bürgermeister Lütkeschümer, Stadtdirektor Denter und andere Gäste teilnahmen, konnten sich alle über die Vielfalt der Ausstellungsstücke ein Bild machen. Eindrucksvolle Demonstrationen gaben der Ausstellung ein besonderes Flair. Da wurden alte Geräte wieder in Schwung gebracht. So ein alter Dreschkasten, der noch tadellos funktionierte und zeigte, wie noch vor einigen Jahren das Getreide zu Stroh verarbeitet wurde.
Das laute Knattern des alten Lanz-Bulldog störte niemanden, im Gegenteil, man fühlte sich zurückgesetzt in die alte Zeit. An einer alten Schmiede wurde das Beschlagen von Pferden und das Beararbeiten von Materialien demonstriert. Ein handbetriebener Kartoffelsortierer stand ebenso im Mittelpunkt wie eine Kornbrennerei, die mit „Lienener Balkenbrand“ warb. Der Imkerverein Kattenvenne beleuchtete das Metier der Imkerei, wie sie früher und heute betrieben wurde und wird. Alles in allem eine gelungene Ausstellung. Die Mühe, die sich die Organisatoren gegeben haben, wurde nicht zuletzt durch den großen Besuch und das große Interesse an den Vorführungen belohnt.
(Am darauf folgenden Montagmorgen wurde die Ausstellung für alle Lengericher
Grundschulen nochmals geöffnet.)

 

Am 28.8.1979 titeln die Westfälischen Nachrichten:

 

„Pflege von Brauchtum und Heimat weiterhin lebendighalten“ – Minister Deneke beim Jubiläum in Ringel: „Menschenwürdigkeit in den Mittelpunkt des Lebens stellen“.
Im Folgenden soll auszugsweise aus dem entsprechenden Artikel zitiert werden:
Lengerich (hm). Das Jubiläumsfest der Ringeler Schützen erlebte am Sonntag mit einem großen Festakt und der Weihe einer neuen Vereinsfahne seinen Höhepunkt. Die enge nachbarliche Verbundenheit zu dem Schützenverein Ringel kam durch den Besuch von mehr als 800 Schützen aus dem näheren und weiteren Umkreis zum Ausdruck. Nach dem Einmarsch der Vereine und dem Abnehmen der Front durch den Jubiläumskönig Hermann Schulte und seiner Frau Christel entbot der 1. Vorsitzende des Schützenvereins, Wilhelm Schröer, den Schützenschwestern und Schützenbrüdern und vor allem dem Festredner, Minister a.D. Diether Deneke, ein herzliches Willkommen. Der starke Besuch zeige, betonte Schröer, dass Ringel viele Freunde in der Nachbarschaft habe. Mit großem Jubel wurde die Nachricht vernommen, dass der Schützenverein Hohne-Niedermark mit 82 Schützen zur Teilnahme an der Jubelfeier angetreten sei und dafür das für die stärkste Abordnung bereitgestellte Faß Bier erhielt. Da die Intruper Schützen 80 Mann aufbieten konnten, wurde ihnen zusätzlich ein Faß Bier zuerkannt.
Bürgermeister Karner, der Schirmherr der Veranstaltung, überbrachte die Grüße von Rat und Verwaltung der Stadt Lengerich und überreichte einen Scheck. Der Akt der Fahnenweihe wurde mit Liedvorträgen der Gesangvereine Settel und Stadtfeldmark eingeleitet. Pastor Stegemeier, der auch herzliche Grüße von Pastor Neuhaus überbrachte, stellte das gute Einvernehmen zwischen der Bevölkerung von Ringel und der Kirche heraus. Vorsitzender Wilhelm Schröer nahm dann die Enthüllung der neuen Vereinsfahne vor und gab hierbei dem
Wunsche Ausdruck, dass die neue wie die alte Fahne, die dem Verein 72 Jahre Symbol des Zusammenhalts war, weiterhin ein Bindeglied für die Ringeler Schützen- und Bauerschaftsgemeinschaft sein möge. Von den Damen des Vereins wurde dann von Edeltraud Suhre ein Fahnenband überreicht.
Danach ergriff dann Minister a.D. Deneke das Wort zu seiner Festrede. Mit der Feier eines 75-jährigen Bestehens sei auch immer der Blick nach vorn verbunden, betonte er. An dieser Bauerschaft Ringel werde deutlich, welchen Wert der Zusammenhalt von Familie, Nachbarschaft und Schützenverein für diesen Lebensraum habe.(…) Schützenfeste seien sichtbare Höhepunkte des Vereinslebens. Man sollte aber auch die Arbeit und Mühe für den Erhalt dieser Gemeinschaft sehen, die nicht für die große Öffentlichkeit sichtbar seien. Hier komme ein großes Stück Selbstverantwortlichkeit für die bäuerliche Gemeinschaft zum Ausdruck. Die Bereitschaft für einen Dienst an der Gemeinschaft sei in unserer materiellen Wohlstandsgesellschaft immer mehr im Schwinden begriffen. (…) Man tue gut daran, mehr Menschenwürdigkeit bei allem technischen Fortschritt in den Mittelpunkt des Lebens zu stellen.
Der Wert des Lebens werde auch in Zukunft davon mitbestimmt, wie weit es gelinge, den Gemeinschaftsgeist mit in diese Zukunft zu tragen. Wer sich zu dem Geist von Nachbarschaft und Gemeinschaft bekenne, der brauche die Heimat nicht neu zu entdecken. So sei diese bäuerliche Gemeinschaft zu einer konstruktiven Bürgerinitiative geworden, die mit ihrem Wollen einfach nicht scheitern könne, weil sie selber zupacke, um die Probleme der Heimat zu lösen oder lösen zu helfen. (…) Selbsthilfe und Selbstverantwortung seien immer noch die besten Garanten für die Erhaltung von Bauerschaft und Heimat. Sein Wunsch sei in dieser festlichen Stunde, dass die Pflege von Brauchtum und Heimat auch weiterhin in dieser Bauerschaft Ringel lebendig bleiben möge und dass die neue Fahne den Schützen voranwehen möge in einer von freiheitlichem Denken und Handeln bestimmten Zukunft.
Nach der Übergabe der an den Jubiläumstagen ausgeschossenen Pokale walteten dann Gambrinus und Minister Deneke ihres wichtigen Amtes: Sie stachen ein Faß Jubiläumsbier an und verkosteten den ersten Humpen.